Gemeinsam Augenlicht retten in Kampala
Mit großer Freude kam ich für eine weitere Woche an das Mengo Hospital in Kampala, Uganda für ein ehrenamtliches Training zur Augenchirurgie zurück. Hier durfte ich bei meinem ersten Aufenthalt im Oktober 2016 das großartige Team vor Ort bei einigen komplizierten Eingriffen unterstützen und gleichzeitig Frau Dr. Ludo, der Augen-Spezialistin am Krankenhaus in Kampala bei der Makulachirurgie helfen.
Noch in Österreich konnte ich bei meinen Kollegen einige chirurgische Instrumente als Spenden erbitten, die ich in das Mengo Hospital mitbrachte. Zusätzlich ist es mir gelungen, einen Netzhautlaser leihweise für die Zeit meines Aufenthaltes zu organisieren. Zum Glück habe ich rechtzeitig erfahren, dass in der Mengo Klinik noch kein solches Gerät vorhanden ist. Mit dem Laser kann eine Ablösung der Netzhaut und so das Erblinden des Patienten verhindert werden. Dadurch wird die notwendige chirurgische Versorgung wesentlich erleichtert.
Als ich in der Klinik eintraf, wurde ich von Frau Dr. Ludo, den anderen Ärzten und dem Pflegepersonal herzlich begrüßt. Einige von ihnen waren schon bei meinem letzten Aufenthalt hier im Haus tätig und ich freute mich sehr darüber, sie wieder zu treffen.
Frau Dr. Ludo möchte sich langsam aus dem Krankenhaus zurückziehen, daher wird in den nächsten Tagen eine meiner wichtigsten Aufgaben sein, den jungen Facharzt Dr. Dan als ihren Nachfolger in der Netzhautchirurgie auszubilden.
Am Montag Früh ging es los: Zehn PatientInnen wurden im Vorfeld für eine Operation ausgewählt. Da mein Besuch diesmal wesentlich länger im Voraus angekündigt war, hat auch die Planung durch das Team vor Ort hervorragend geklappt und wir konntne ohne großen Zeitverlust sogleich an die Arbeit gehen.
Wie immer untersuchte ich die Patienten vor der Operation gründlich. Dabei stellt sich leider heraus, dass ein Patient einen viel zu hohen Blutdruck hatte, der auch mit Medikamenten nicht zu beherrschen ist. Weil der Eingriff unter solchen Umständen viel zu riskant ist musste ich leider seine Operation absagen.
Die meisten Fälle sind sehr heikel, denn die Menschen sind auf einem Auge bereits vollkommen blind und können mit dem verbleibenden Auge nur noch sehr schlecht sehen. Daher ist es besonders wichtig, die Sehkraft auf dem verbleibenden Auge zu erhalten. Ich führte deshalb den Großteil der Eingriffe selbst durch, jedoch unter wechselnder Assistenz von Dr. Ludo und Dr. Dan, die so ihr Wissen erweitern können.
Von Dienstag bis Freitag führten wir den ganzen Tag die Operationen durch – eine sehr anstrengende – aber für uns alle auch eine sehr bereichernde Zeit, in der auch der persönliche Kontakt und der Humor nicht zu kurz kamen.
Im Operationssaal in der Mengo Klinik herrschen für uns eher ungewöhnliche Bedingungen – ich hatte sie bei meinem ersten Aufenthalt zwar kennengelernt – aber in der Zwischenzeit fast wieder vergessen.
Die Ausstattung wurde seit meinem ersten Aufenthalt jedoch wesentlich verbessert: Mein Rücken war sehr dankbar für die besseren Operationsstühle, auf denen man als Chirurg während der langen Eingriffe viel besser sitzt und nicht mehr so schnell ermüdet.
Für die Patienten ist die neue ergonomisch wunderbare Liege eine große Verbesserung, denn nun liegen sie während der der Operation nicht mehr so unbequem wie vorher. Leider durfte ich diese Liege nur von der Ferne betrachten, da sie aus mir unerklärlichen Gründen nur für die „zeitlich kurz dauernden“ Kataraktoperationen verwendet wurden. Aber wer weiß, vielleicht gibt es eine Überraschung beim nächsten Mal.
Obwohl mir die beiden Ärzte während der Eingriffe hauptsächlich assistierten, war das Feedback sehr gut. Wir besprachen die einzelnen Fälle und die chirurgischen Möglichkeiten während und nach der durchgeführten Operation ausführlich. Ich stellte mit Freude fest, dass der „Teaching Effect” sehr groß war.
So konnten wir gemeinsam einige sehr schwere Fälle erfolgreich behandeln und die Menschen vor dem völligen Erblinden bewahren:
Vier Patienten kamen mit Netzhauthabebungen bzw. Netzhautwiederabhebungen. Diese Patienten konnten wir erfolgreich mit Vitrektomie, Laser und anschließender Tamponade behandeln.
Eine Patientin kam mit einer schweren zentralen diabetischen traktiven Netzhautabhebung, zwei weitere mit Makulaforamen sowie ein Patienten nach einem Trauma mit persistierender Glaskörperblutung und fraglichem Netzhautdefekt.
Besonders dramatisch war der Fall eines Patienten, der sich bei der Arbeit mit Hammer und Meisel einen ziemlich großen intraokulärem Fremdkörper nach perforierender Bulbusverletzung zugezogen hatte. Zum Glück konnten wir diesen erfolgreich entfernen und das Auge retten.
Noch während meines Aufenthaltes konnte ich ein erstes Feedback unserer Patienten bei den Nachuntersuchungen erhalten und bin sehr stolz, dass die Ergebnisse sehr schön sind. Ich werde ihren postoperativen Verlauf auch aus der Ferne weiter verfolgen, denn so kann ich eventuelle weitere Fragen klären und den Genesungsprozess weiter beobachten.
Nach dem Ende dieses anstrengenden, aber bereichernden Aufenthaltes habe ich mich ganz besonders darüber gefreut, dass ich gebeten wurde, auch in Zukunft als “Mentor on a Regularly Base” zu fungieren. Die medizinischen Erfolge sowie der persönliche Kontakt zu Kollegen und Patienten machen mich stolz und ich freue mich sehr, dass ich durch mein Feedback und meine Hilfe bei schwierigen Fällen helfen konnte kostbares Augenlicht zu retten.